Sein bewegtes Leben führte den Publizisten Willy Haas von seiner Heimatstadt Prag nach Deutschland, Indien und wieder zurück nach Europa: Geboren 1891 in Prag entdeckte er früh seine Liebe zur Literatur. Im Café Arco, Treffpunkt der jungen tschechischen und deutschen Literaten, lernte er den noch unbekannten Franz Kafka und dessen Freund Max Brod kennen. Den Ersten Weltkrieg überstand Willy Haas als Soldat körperlich unbeschadet. Wegen des zunehmend antisemitischen Klimas in Prag ging er nach Berlin. Dort wurde er Herausgeber der legendären „Literarischen Welt“, der wichtigsten Literaturzeitschrift der Weimarer Republik. Nach der Machtübernahme der NSDAP kehrte er nach Prag zurück, floh aber rechtzeitig vor Einmarsch der deutschen Truppen ins indische Exil. Dort hielt er sich mit Filmkritiken, Drehbüchern und Arbeiten zur deutschen Literatur über Wasser.
Nach dem Krieg kehrte Haas nach Deutschland zurück, wo er in Hamburg die Welt am Sonntag (WamS) aufbaute und Feuilletonredakteur der „Welt“ wurde. Die Zeitungen wurden 1953 von dem Verleger Axel Springer erworben. Von nun an war Haas als „Redakteur zur besonderen Verwendung“ tätig, an kein Ressort gebunden, sondern direkt dem Chefredakteur unterstellt. Bis an sein Lebensende genoss er im Axel Springer-Verlag einen privilegierten Sonderstatus.
Über Willy Haas sprachen sein langjähriger Kollege Eckart Kleßmann und sein Biograf Christoph von Ungern-Sternberg mit Susanne Wittek, Initiative Literatur. Aus Haas’ Texten las Stephan Benson. Außerdem wurde ein Filmausschnitt aus Prem Nagar (Indien 1940) gezeigt, für den Willy Haas das Drehbuch schrieb.
Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Körber-Stiftung statt.