Vom 6. April bis zum 7. Mai lud die Körber-Stiftung in Kooperation mit der Weichmann-Stiftung dazu ein, historische und aktuelle Erfahrungen von Flucht und Exil kennenzulernen. Die vierten Hamburger Tage des Exils standen 2021 unter der Schirmherrschaft der Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi. Unter Pandemiebedingungen lag ein Schwerpunkt auf der digitalen Durchführung.
Bei der Eröffnung der Tage des Exils am 6. April sprach Shirin Ebadi mit dem Journalisten Jan Ehlert vom NDR Kultur über ihren Kampf für Freiheit und Menschenrechte, ihre Exilbiographie im britischen Exil und die Zukunft des Iran. Bei dem Interview war Shirin Ebadi von London aus zugeschaltet, Ehlert sprach mit ihr aus Hamburg. So wie dieses digitale Format, wurden über die Hälfte der geplanten Veranstaltungen via Internet übertragen.
Die Digitalisierung bot bei den über 30 Veranstaltungen die Chance, die Themen nicht nur dem in Hamburg ansässigen Publikum zu präsentieren, das Publikum konnte sich von überall dazuschalten. Und: Die meisten Formate wurden aufgezeichnet und können so auch nach dem ursprünglichen Termin angesehen werden. Das Gespräch »Äthiopien: Flucht der Oromo – Verfolgung und Widerstand« der Gesellschaft für bedrohte Völker mit dem TV-Moderator Yared Dibaba ist beispielsweise weiterhin als Video online verfügbar. An dem ursprünglichen Livestream hatten 300 Interessierte teilgenommen. Das Programm der Tage des Exils zeigte: Auch digitale Formate zogen die Zuschauerinnen und Zuschauer in ihren Bann. So thematisierte die Lesung »Einbruch der Wirklichkeit« von Navid Kermani und dem Ensemble des Schauspielhauses intensive Berührungen mit Fluchtrouten und -erfahrungen nach Europa.
„Die größere Reichweite digitaler Formate wird in Zukunft dazu führen, dass hybride Veranstaltungen mit Präsenz und digitaler Zuschaltung eine größere Rolle spielen. Davon profitieren nicht nur die Veranstalterinnen und Veranstalter selbst, sondern auch das Publikum. Wir freuen uns, dass die diesjährigen Tage des Exils hier bereits neue Standards setzen konnten“, so Sven Tetzlaff, Geschäftsführer der Herbert und Elsbeth Weichmann-Stiftung.
Zu den digital durchgeführten Veranstaltungen, die von der Weichmann-Stiftung gefördert wurden, zählt auch der Film »Gego. Gertrud Louise Goldschmidt«. Dieser lief auf der Webseite des Kinos Metropolis. Er handelt von dem Leben von Getrud Goldschmidt, die 1939 als Jüdin ins Exil nach Venezuela gehen musste, wo sie eine der bedeutendsten Künstlerinnen Südamerikas wurde.
Ebenso fand die Lesung über Grete Berges »ABER IN HAMBURG, DA BIN ICH ZU HAUSE …« von Katharina Schütz und Wilfried Weinke online statt. Auch Berges musste als Jüdin 1933 ins Exil gehen. Sie fand Zuflucht in Schweden. Dort wurde sie als Literaturagentin und Übersetzerin erfolgreich.
Begleitend zu den Tagen des Exils gab es zudem eine zweite Auflage der Zitatkampagne der Körber-Stiftung. Menschen, die in Deutschland im Exil leben, haben Zitate historischer Exilierter ausgewählt und auf ihre eigene Situation übertragen. Sie berichten auf diese Weise vom Verlust ihres früheren Lebens, aber auch der Hoffnung auf eine neue Zukunft. Die Videos finden Sie hier.