Der Fotograf GMB Akash aus Bangladesh fotografiert da, wo die meisten Menschen wegsehen: in Bordellen, Krankenhäusern, Psychiatrien, auf Mülldeponien, in Kohleminen und Fabriken. Die Ungerechtigkeit der Gesellschaft ist seine Motivation, ganz nah an die Menschen, die vom Rest der Gesellschaft ausgestoßen wurden, heranzugehen. Seinen Arbeitsschwerpunkt hat er in Bangladesh, aber auch z.B. in Indien, Pakistan, Tibet, Nepal und auf den Philippinen porträtierte er die tägliche Armut, aber auch Lebensfreude der Menschen am Rande der Gesellschaft. Zusammen mit dem Reporter Jens Schröder, dem stellvertretenden Chefredakteur von GEO, berichtete er im Gespräch mit Wolfgang Krach, Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, von seiner journalistischen Arbeit.
Dr. Lothar Dittmer, Vorstandsmitglied der Körber-Stiftung, und Martina Bäurle, Geschäftsführerin der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte, begrüßten die Gäste und das Publikum im KörberForum. Anschließend hatte GMB Akash die Gelegenheit, seine Arbeit vorzustellen. Ausführlich berichtete er von den Menschen, die er fotografierte; von ihren Lebensumständen und den Geschichten, die er mit ihnen erlebt hatte. Jedes Bild, das er dem beeindruckten Publikum erläuterte, wurde von ihm um die Namen der Porträtierten ergänzt. Mehrere Fotos zeigten minderjährige Prostituierte in Bangladesh, die auf Kunden warten, sich schminken oder schlafen. Den Mädchen wird erzählt, dass sie in einer Textilfabrik arbeiten können, und werden anschließend in Bordelle verschleppt. Dort bekommen sie Steroide, die sie älter und besser genährt erscheinen lassen, damit sie für die Kunden attraktiver aussehen. Akash freundete sich über Monate mit den Mädchen und dem Bordellbesitzer an, um dort fotografieren zu können. Jens Schröder, der Akash in Bangladesh begleitete, beschrieb im Podiumsgespräch, wie Akash in seiner Arbeit auf die journalistische Distanz, die viele Fotografen und Journalisten brauchen, um mit den Erlebnissen während ihrer Arbeit umzugehen, verzichtet und sich auch emotional auf die Menschen einlässt. So werden die Menschen, die ihm begegnen, ein Teil seines Lebens: Akash sagt, durch seinen Erfolg habe er sich schuldig gefühlt, da die Menschen, mit deren Fotos er Geld verdient, selbst nichts davon haben. Also fand er sie nach Jahren wieder, sprach mit ihnen, fand heraus, was sie bewegt, und konnte so insgesamt 14 Familien helfen ihre Situation zu verbessern, indem sie mit seiner Hilfe z.B. ein kleines Geschäft eröffneten.
Die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte musste ihm 2007 Schutz bieten, weil seine Fotos zu unbequem waren: Ein Bild, das einen angeketteten Jungen in einer Koranschule in Bangladesh zeigt, war der Auslöser für Bedrohungen und Einschüchterungsversuche durch radikale Islamisten. Akash und seine Familie kamen nach Hamburg, weil sie sich in ihrer Stadt nicht mehr sicher fühlten. Hier konnten sie zur Ruhe kommen und Akash konnte seine Arbeit weiterführen. Im Gespräch mit Jens Schröder und Wolfgang Krach sagte er, dass die Veröffentlichung des Fotos ein Fehler war – nicht wegen der Bedrohungen, sondern weil es von westlichen Medien falsch interpretiert wurde. Das Anketten von Kindern sei in Bangladesh nicht nur in Koranschulen Alltag, sondern in allen Schulen.
Am Schluss hatte das Publikum die Möglichkeit, Fragen an den Fotografen zu stellen. Hierbei ging es u.a. um die gezeigte Kinderarbeit und was der deutsche Konsument dagegen tun könne. Ein Boykott der Markenhersteller, die ihre Produkte aus den Textilfabriken beziehen, sei sinnlos, letztendlich würden die Kinder dadurch ihre Jobs verlieren und mit ihnen die Familien verhungern. Jens Schröder bestätigte, dass Exportprodukte in der Kinderarbeit nur eine untergeordnete Rolle spielen, da viele von Kindern hergestellte Produkte auf dem heimischen Markt verbleiben. Vielmehr sei Kinderarbeit ein strukturelles Problem, das nur mittel- oder langfristig gemeinsam mit den Fabrikbesitzern gelöst werden könne.
Die Veranstaltung über die Macht der Bilder fand im Rahmen einer Kooperation der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte, der Süddeutschen Zeitung und der Herbert und Elsbeth Weichmann-Stiftung statt.