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Senatsempfang

Donnerstag, 7. Juli 2011

Hamburger Senat ehrt Frank Weichman

Hamburger Rathaus

Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg ehrte am 7. Juli 2011 mit einem Empfang im Hamburger Rathaus Prof. Dr. Frank Ludwig Weichman als Opfer der NS-Zeit und wegen seiner Verdienste für die 1989 gegründete Herbert und Elsbeth Weichmann-Stiftung. Der Adoptivsohn des Ehepaars Herbert und Elsbeth Weichmann hatte als Überlebender des Holocaust später auf das ihm zustehende finanzielle Erbe in Deutschland verzichtet und so die langjährige Arbeit der Stiftung erst möglich gemacht.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde seine gerade veröffentlichte Biografie Überlebenswege vorgestellt, aus der der Schauspieler Stephan Benson Auszüge vortrug. Besonders eindringlich wirkte die Schilderung aus dem Tagebuch des damals 13jährigen Frank Weichman, der nur durch dreistes Lügen vor der Deportation gerettet werden konnte. „Wie sollte es dem Mann vom Jüdischen Rat gelingen, Frank zur Flucht zu verhelfen? Würde er Erfolg haben? Der Plan war gut, aber würden sich die Moffen (die Deutschen) darauf einlassen? Das war die Frage. Nun, wie lautete der Plan? Er bestand vollständig aus Lügen: Franks Eltern waren angeblich am Adama van Scheltemaplein freigelassen worden und der Junge hatte sich in der Menge verlaufen, war von seinen Eltern getrennt worden und bis zum Bahnhof mitgeschoben worden. Und jetzt wollte er, bitte, zurück zu seinen Eltern. Vorsichtshalber musste er sich jetzt in der Straßenbahn von Mutter und Großmutter verabschieden.“ Der Junge sollte sie nie wiedersehen.

Weichman selbst überlebte, von Holländern versteckt, die NS-Diktatur. 1946 ging er in die USA und lebte bis 1948 bei seiner Tante und seinem Onkel im amerikanischen Exil. Im Gespräch mit Martin Doerry, dem stellvertretenden Chefredakteur des SPIEGEL, ließ Weichman im Hamburger Rathaus einige Stationen seines Lebens Revue passieren. Auch wenn er nach dem Krieg noch einmal für einige Monate in Hamburg gelebt habe, so sei ihm doch klar gewesen, dass er nicht für immer in Deutschland bleiben wolle. „Obwohl es nie irgendein Zeichen von Antisemitismus um mich herum gab, war in mir selbst noch immer ausreichend Hass auf die Deutschen aus den Kriegsjahren in Holland aufgestaut, dass ich den Gedanken, auf Dauer in Deutschland zu leben, nicht ertrug“, schreibt Weichman dazu in seiner Biografie. So ging er wieder in die USA und später nach Kanada, wo er lange Zeit als Universitätsprofessor tätig war. Trotz seines schweren Schicksals trug der inzwischen 81jährige auf dem Empfang im Rathaus seine Erinnerungen immer mal wieder mit einem leisen Lächeln vor. Dr. Lothar Dittmer, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Weichmann-Stiftung, sagte dazu: „Dies ist eine ‚Anne Frank Geschichte’ mit gutem Ausgang.“

Überlebenswege

Frank Weichman: Überlebenswege
Herbert und Elsbeth Weichmann-Stiftung
Hamburg 2011
15 Euro

Frank Weichman - Überlebenswege
(Foto: Archiv Frank Weichman)