Mit einer Dissertation über Friedrich Wilhelm Wagner soll ein in mehrfacher Hinsicht ob seiner Lebensleistung der – kritischen – Biographie würdiger Politiker und Rechtsanwalt der Forschung wie der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt werden. 1894 im Ludwigshafener Arbeiterstadtteil geboren, wuchs Wagner in einer sozialdemokratisch sozialisierten Familie auf. Nach dem Studium der Staats- und Rechtswissenschaften ließ er sich 1922 in Ludwigshafen als Rechtsanwalt nieder und gehörte bald zur Reihe der exponierten Sozialdemokraten seiner Vaterstadt. Als Gauleiter des Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und Mitglied des Reichstags seit 1930, aber auch als Anwalt in politischen Prozessen suchte er die dem Untergang geweihte Republik zu verteidigen.
Nach einem halben Tag Gefangenschaft gelang ihm in der Nacht vom 10. auf den 11. März 1933 die Flucht aus den Fängen der Nationalsozialisten, die ihn über die Schweiz zunächst nach Straßburg, 1938 nach Paris und 1941 schließlich nach New York führte. Es sollte beinahe 14 Jahre dauern, bis er in seine Heimatstadt, in der er erneut eine Anwaltskanzlei eröffnete, zurückkehren konnte. Im Parlamentarischen Rat plädierte der unmittelbar wieder in die Parteipolitik eingestiegene Wagner ebenso leidenschaftlich wie erfolgreich für die Abschaffung der Todesstrafe. Sein Bundestagsmandat gab er Ende 1961 auf, um die Wahl zum Präsidenten des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts anzunehmen. Bei einem Spaziergang im Ludwigshafener Friedrich-Ebert-Park erlitt Friedrich Wilhelm Wagner einen Schlaganfall, dem er am 17. März 1971 erlag.
Die an Wagners Biographie gerichteten Fragen ergeben sich aus seiner Person, den Ämtern und Funktionen, die er bekleidet hat, selbst. Zugleich vermag die Betrachtung dieses Lebens ein Schlaglicht auf das Beziehungsgeflecht zu werfen, in dem Wagner sich befand. Dies gilt insbesondere für das Exil, dessen Erforschung dem Mangel an Quellen und den Konjunkturen der Wissenschaft unterworfen ist. Nicht zuletzt ist eine Biographie, die eines Politikers zumal, ein Stück Zeitgeschichtsschreibung.
Andreas Marquet promoviert zum Leben Friedrich Wilhelm Wagners an der Universität Mannheim. Dort studierte er auch Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Neuere Geschichte und Politische Wissenschaft und arbeitete anschließend sowohl als geprüfte wissenschaftliche Hilfskraft in der Europabibliothek des Mannheimer Zentrums für Sozialforschung wie auch als freier Mitarbeiter bei der KZ-Gedenkstätte Mannheim-Sandhofen. Seit 2012 ist Marquet Archivar des P. Walter Jacob Archivs an der Walter A. Berendsohn Forschungsstelle der Universität Hamburg. 2011 förderte die Weichmann-Stiftung seine Forschungsreisen nach Paris, New York und Washington.